Es scheint ein Paradox unserer Zeit zu sein: Wir sehnen uns nach Ruhe, nach Momenten der Stille, nach einem Innehalten – und doch, wenn wir es endlich tun, tritt eine seltsame Unruhe auf. Eine Leere vielleicht, ein leises Unbehagen, das uns schneller zurück ins Tun treibt, als wir es bewusst wahrnehmen.
Ist es wirklich das Nichtstun, das uns Unbehagen bereitet? Oder ist es die Konfrontation mit uns selbst, die darin liegt?
Denn solange wir tun, solange wir agieren, handeln, konsumieren, erfüllen wir eine Funktion – für andere, für die Gesellschaft, für unser eigenes Selbstbild. Das Tun hat einen Wert, es ist sichtbar, greifbar, messbar. Doch was ist mit dem Nichtstun?
Vielleicht fürchten wir es, weil es sich einer Legitimation entzieht. Erst wenn unser Körper oder Geist uns zum Stillstand zwingt – durch Erschöpfung, Krankheit oder äußere Umstände – scheint es erlaubt zu sein. Dann nennen wir es Erholung, Regeneration, eine wohlverdiente Pause. Doch was, wenn wir uns dem Nichtstun freiwillig hingeben? Wenn wir nicht erst durch Leistung das Recht darauf erwerben?
Dann fehlt plötzlich der Rahmen, die Rechtfertigung, die Bedeutung. Das Wort Nichts drängt sich in den Vordergrund. Und mit ihm die Angst, dass, wenn wir nichts tun, wir vielleicht nichts sind.
Doch vielleicht liegt genau darin die Einladung: In diesem Raum des Nichtstuns liegt die Möglichkeit, sich selbst zu begegnen – jenseits von Leistung, jenseits von Erwartungen, jenseits von all dem, was uns definiert.
Es ist nicht das Tun, das dem Nichtstun Wert verleiht. Sondern die Kunst, das Nichts auszuhalten – und darin zu erkennen, dass es nicht leer, sondern voller Bedeutung ist.