Warum die Füße und nicht die Gedanken?

Neulich saß ich mit einer langjährigen Freundin bei einer Tasse Kaffee. Wir unterhielten uns über unseren Alltag als Selbstständige – sie als Podologin, ich als Entspannungstherapeutin. Während sie von ihrer Arbeit erzählte, sagte sie plötzlich etwas, das mich innehalten ließ:

„Weißt du, meine Kunden kommen alle vier Wochen zu mir. Sie lassen sich die Füße pflegen, von Hornhaut und Druckstellen befreien, weil sie sich sonst in ihrer Bewegung eingeschränkt fühlen oder Schmerzen haben. Ihre Füße sind ihnen wichtig – sie sorgen vor, um Unwohlsein zu vermeiden.“

Das klang so logisch. Sobald etwas drückt oder uns in unserer Bewegungsfreiheit einschränkt, holen wir uns Hilfe. Wir lassen uns begleiten, um wieder unbeschwert gehen zu können. Doch dann stellte ich mir die Frage:

Warum tun wir das nicht auch mit unseren Gedanken?

Wenn sich unsere Gedanken im Kreis drehen, uns den Schlaf rauben oder uns Angst machen – nehmen wir uns dann genauso selbstverständlich Hilfe? Oder quälen wir uns lieber weiter, weil es vermeintlich dazugehört?

Es ist doch seltsam: Über unsere Füße sprechen wir kaum mit unseren Freunden, aber unser seelisches Wohlbefinden teilen wir bereitwillig. „Ich bin gestresst. Ich schlafe schlecht. Ich habe Streit mit meinem Partner.“ Wir reden darüber – aber handeln wir auch?

Wäre es nicht sinnvoll, unsere Gedanken genauso zu pflegen wie unsere Füße? Sie regelmäßig zu entlasten, sie zu ordnen, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, bevor der Druck unerträglich wird?

Vielleicht ist es an der Zeit, unsere innere Welt genauso sorgsam zu behandeln wie unser äußeres Wohlbefinden. Wann hast du dir das letzte Mal bewusst Zeit genommen, um deine Gedanken zu entlasten?